09/11 aus meiner Sicht

12. September 2019 0 Von happymaren

Es ist Dienstag, 11. September 2001. Seit nun ungefähr einem Monat bin ich zurück aus den USA. Fünf Wochen hatte ich dort verbracht. In dem Land meiner Träume. Boston, New York, Aberdeen, Olympia, Portland und Seattle waren meine Ziele gewesen. Das Land, die Menschen und insbesondere die wunderbare Sprache hatten mich auch dieses Mal fest in ihren Bann gezogen und mein Herz hüpfen lassen. Das dieses Hüpfen in ein tieftrauriges Weinen verwandelt werden würde, war mir an diesem Morgen noch nicht bewusst.

Es war mittlerweile über ein Jahr her, dass ich mich von meiner US-Gastfamilie und meinen amerikanischen Freunden verabschiedet hatte. Mein größtes Abenteuer, das High School Jahr, war zu Ende!

Ich war jetzt 19! Die 11. Klasse hatte ich wiederholt. So wollte es das Schulamt. Ich war froh, dass es so gekommen war. War ich doch noch zu sehr mit dem Verarbeiten des Auslandsjahres beschäftigt.

An diesem Dienstag hatte ich bis 14 Uhr Schule. Ich fuhr nach Hause und ruhte mich auf meinem Bett aus. Dabei schaute ich eine Talkshow, etwas das es so heute gar nicht mehr gibt. So richtig hörte ich jedoch gar nicht zu. Ich versuchte mich zu motivieren, meine Hausaufgaben zu erledigen. Welch´ lästige Pflicht.

Eine Eilmeldung lief über den Bildschirm. „Flugzeug ins World Trade Center geflogen!“ Mein erster Gedanke bestand aus der Frage, welches World Trade Center gemeint sei? Warum fliegt ein Flugzeug dort hinein? Was soll das denn jetzt bitte? Ich beachtete die Nachricht erst einmal nicht so sehr. Schließlich gab es noch die Hausaufgaben.

Die Eilmeldung blieb. Ich beschloss auf einen Nachrichtensender umzuschalten. Fassungslos starrte ich auf den Bildschirm und sah die ganze Grausamkeit, den Verlust, die Gewalt, den Hass, die Angst und die Wut. Nach und nach verstand ich, welches WTC gemeint war. Erst vor vier Wochen stand ich dort. Mit vielen anderen Menschen. Wir hatten uns erfreut an New Yorks Skyline, den prächtigen Bauten und der Schönheit von Manhattan. Ein Teil davon wurde genommen an diesem Tag. An dem Tag, der die Welt veränderte. Der den Krieg begonnen ließ. Der Hass brachte, in einem Ausmaß, wie wir ihn bis dahin nicht kannten. Der deutlich machte, wie verletzlich die Welt ist und wie dumm manche Menschen sind.

Ich weinte und weinte. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich hatte Angst, ich wollte in die USA zurück. Ich fühlte mit den Menschen, die dort waren. Ich verstand einfach nichts mehr.

Wir starrten alle fassungslos und hilflos auf den TV-Bildschirm. Den ganzen Abend, die ganze Nacht. Mit jeder Eilmeldung wurde ich trauriger, wütender, ängstlicher. Was war passiert vor Ort? Warum ist das passiert? Es blieben Fragen über Fragen in meinem Kopf.

Um mich herum, gab es Leute, die sagten, dass dies den USA recht geschehe. Das hätten sie verdient. Sie hätten diesen Anschlag selbst in die Wege geleitet. Sie lachten mich aus, weil ich eine Kerze entzündete für die verstorbenen Menschen. Für die Verstorbenen und für die US-Amerikaner, die mein High School Jahr so wertvoll machten. Ich war fassungslos, wie man so etwas auch nur denken konnte. Kein Mensch, kein Land hat solch eine Katastrophe verdient. Die Menschen, die dort gestorben sind, unschuldig, hatten ihr Leben noch vor sich. Hass, Neid und Missgunst gehören für mich hier nicht her. Wer maßt sich außerdem an, zu entscheiden, was gerecht ist und wer was verdient hat?

Ich wünsche mir, dass die Welt endlich friedlich wird und jeder Mensch sein Leben genießen kann! Diese Welt ist so wunderschön und gehört uns allen!

Rest in Peace!

Twin Towers World Trade Center 2001 August