As I am getting older…
Vielleicht geht es Dir auch manchmal so wie mir. Ich erinnere mich manchmal mit Wehmut und Sehnsucht an die „guten alten Zeiten“ zurück. An die Zeiten der Kindheit und Jugend, die Zeiten der Unbeschwertheit und Fröhlichkeit. Ich erinnere mich daran, wie einfach sich das Leben damals für mich angefühlt hat. In den 80ern und 90ern, als die Straßen zum Spielen geeignet waren, das Fernsehprogramm sehr dezimiert und vor allem in schwarz-weiß war, wo der HO-Laden samstags um 12 Uhr schloss, wir am Samstag in die Schule gehen mussten und die Sommerferien die schönste Zeit des Jahres waren, weil unsere Eltern mit uns an die Ostsee fuhren und wir lange aufbleiben durften. Die Zeiten, wo die Verantwortung und der Stress mich nicht direkt betrafen.

Einen Berg runter zu rodeln frei von Angst und nur mit einem Lachen im Gesicht. Ein Hauch von Freiheit! (Copyright by Maren Herzberg)
Ich war ein DDR-Kind, wenn auch nur 7 Jahre lang und erlebte 1989 den Fall der Berliner Mauer. Meine Familie hatte Verwandtschaft in West-Berlin, so dass wir kurz nach dem bekannt war, dass alle DDR-Bürger überall hin reisen können, nach Spandau fuhren, um sie zu besuchen. Welch‘ ein Abenteuer das war. Ich sah das erste Mal Micky Maus, echte Monchhihis, buntes Fernsehprogramm und wir fuhren zu „Kaisers“. Fortan wurde mein Kinderzimmer mit bunten Postern von Boybands, Popbands und Fußballern verziert. Es muss beeindruckend gewesen sein für jemanden so klein und jung. Von da an wurden wir Teil dieser bunten, sich stetig entwickelnden Konsumgesellschaft mit all ihren Vor- und Nachteilen. Heute ist das alles normal. Und selbstverständlich. Und das irritiert mich gelegentlich.

Erinnerungen an Kindheit und Jugend in den 90er Jahren. (Copyright by Maren Herzberg)
Es waren übrigens auch die Zeiten, in denen ich mich danach gesehnt habe, endlich erwachsen zu sein, auszuziehen, mein Ding zu machen, nicht mehr abhängig zu sein von den Eltern, mein eigenes Leben zu gestalten und vor allem nur für mich allein entscheiden zu können, ganz ohne Fremdbestimmung.
Was war es denn eigentlich genau, was das Leben damals so viel einfacher gemacht hat? Das Nicht-Wissen, die Naivität, die Unreife, das Beschütztwerden? Ich bin mir sicher, dass es viele kleine Dinge sind, die dafür gesorgt haben, dass sich das Leben als Kind und Jugendliche leichter angefühlt hat.
Das Älter werden, Erwachsensein, selbst verantwortlich sein- das sind alles Zustände, die eigentlich nur ein bestimmtes Gefühl erzeugen sollen. FREISEIN! Ein Grund- und Menschenrecht in unserer Demokratie. Klingt einfach, ist aber schwerer als es sich anhört. Mit dem Älter werden kommen nämlich Zustände wie Arbeiten gehen, Haushalt führen, Finanzen verwalten, Partnerschaft pflegen, Kinder in ihrer Entwicklung begleiten, Haustiere umsorgen, Autos besitzen, Urlaube planen und durchführen, Freundschaften pflegen und vor allem die psychische Gesundheit erhalten, dazu. Aus dem Nichts – ohne Vorbereitung durch die Schule. Einfach so – zack bist du 18 Jahre alt und zählst fortan zu den Erwachsenen. Zumindest laut §2 des BGBs. Ich hatte einen entscheidenden Vorteil in Bezug auf das Erwachsensein. Ich hatte bereits mit 17 Jahren für 11 Monate im Ausland gelebt, dort eine Schule besucht und in einer Gastfamilie gewohnt. Dieser Aufenthalt hat mich schneller erwachsen werden lassen, als ich es mir damals bei Abreise hätte vorstellen können.
Und heute?
